Rente mit 67! Ursula von der Leyen fordert Wirtschaft zum Umdenken auf | Joboffensive

Rente mit 67! Ursula von der Leyen fordert Wirtschaft zum Umdenken auf

Mittwoch 17. November 2010 von loewetv

Wegen der zunehmenden Alterung der Gesellschaft hält Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Rente mit 67 für alternativlos. Der Fachkräftemangel verbiete es, auf das Wissen der Älteren zu verzichten und die schrittweise Anhebung des Renteneinstiegsalters bis 2029 zurückzunehmen.

Deshalb sei die Rente mit 67 „notwendig und auch vertretbar„, stellte von der Leyen am Mittwoch in Berlin klar.


Berlin – Ministerin Ursula von der Leyen vertritt die Ansicht, dass die Arbeitsmarktchancen älterer Arbeitnehmer besser denn je seien. Bei keiner anderen Altersgruppe habe es in den vergangenen Jahren „eine solche Dynamik“ gegeben.  „Die Gewinner am Arbeitsmarkt sind die Älteren gewesen„, sagte von der Leyen. Sie seien so fit wie nie zuvor und bekämen im Schnitt 18 Jahre Rente. Wenn die Menschen immer länger Rente bezögen, „kann man auch ein bisschen länger arbeiten.“

Allerdings müsse es bei der Rente mit 67 Einschränkungen geben. „Den schwer arbeitenden Menschen kann man nicht zumuten, bis 67 zu arbeiten„, sagte die Ministerin weiter. Diese Menschen sollten ab einem bestimmten Alter nicht mehr körperlich tätig sein, sondern könnten stattdessen aufgrund ihrer Arbeitserfahrung etwa im Bereich der Ausbildung, des Verkaufs oder der Beratung tätig werden.

Inzwischen kämen nur noch drei Erwerbstätige auf einen Rentner – vor 50 Jahren seien es sechs Arbeitnehmer gewesen. 2030 seien es sogar nur noch zwei, sagte die Ministerin. Alternativen wie Rentenkürzung oder höhere Beiträge lehnte sie ab. Mit der Anhebung des Rentenalters werde die Rente „demografiefest„.

Das Kabinett verabschiedete auch den jährlichen Rentenbericht. Sollte sich die Wirtschaft weiter positiv entwickeln, könnten die Renten danach bis 2024 um gut 29 Prozent steigen – pro Jahr im Durchschnitt um etwa 1,9 Prozent. Die sogenannte Eckrente nach 45 Jahren Durchschnittsverdienst erhöht sich nach diesen Berechnungen von derzeit 1224 Euro auf 1584 Euro. Die Inflation ist dabei nicht berücksichtigt.

Auch Arbeitsmarktforscher rechnen künftig mit deutlich größeren Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer. Der Arbeitsmarktexperte Martin Dietz vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg sagte der «Financial Times Deutschland» (Mittwoch), er halte bei den über 60-Jährigen langfristig eine Beschäftigungsquote bis 50 Prozent für möglich. Auch Oliver Stettes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet einen massiven Zuwachs. Bei älteren Arbeitnehmern würden sich die Beschäftigungsquoten künftig dem Durchschnitt aller Altersgruppen annähern, sagte er der Zeitung.

Dagegen sagte die Vorsitzende der Linkspartei, Gesine Lötzsch, im Deutschlandradio Kultur, wegen der hohen Arbeitslosigkeit Älterer sei das Vorhaben „nichts anderes als eine Rentenkürzung„. Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sagte, wer über 50 arbeitslos werde, habe kaum eine Chance, einen neuen Job zu finden.

Kritiker der Rente mit 67 argumentieren zudem, dass eine Erhöhung des Renteneintrittsalters nicht zu verantworten sei, solange ältere Arbeitnehmer schlecht in den Arbeitsmarkt integriert sind. Die SPD hält das erst für vertretbar, wenn die Hälfte der Arbeitnehmer zwischen 60 und 64 Jahren einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht.

Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 17. November 2010 um 20:08 und abgelegt unter Diskussionsforum. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.