Wird vor der Bundestagswahl bei der Arbeitslosenstatistik geschummelt?
Dienstag 16. Juni 2009 von loewetv
Laut einer Aussage des Konjunktur-Chefs des Münchner Ifo-Instituts,
gibt es in Deutschland mehr Job-
suchende als amtlich gezählt werden. Das heißt im Klartext: Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit wird rechtzeitig zur Bundestagswahl 2009 verfälscht!
Bisher wurden Arbeitslose, die von privaten Vermittlern betreut werden, der offiziellen Arbeitslosenzahl zugerechnet. Doch seit Mai werden die neuen Fälle der Kategorie „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“ zugeordnet. Eine Kategorie, die nicht in die offizielle Arbeitslosenzahl einfließt. Darüber hinaus werden neue privat vermittelte Arbeitslose gar nicht erst erfasst, wodurch die Statistik sogar noch stärker verfälscht wird.
Auch Arbeitslose, die als schwer vermittelbar gelten, älter als 58 Jahre sind und innerhalb eines Jahres kein Angebot für eine sozial-
versicherungspflichtige Beschäftigung bekommen haben, fallen ab 2009 auch aus der Statistik.
Dabei handelt es sich um ca. 3000 Personen pro Monat, also
36 000 Arbeitslose im Jahr. Schon bisher wurden Arbeitslose, die sich in Trainingsmaßnahmen befinden, nicht der offiziellen Arbeitslosenzahl zugerechnet – rund 60 000 Betroffene, die in der Statistik ebenfalls nicht auftauchen.
Die SPD erklärt die Agenda 2010 für wirkungsam: Offiziell sinkt die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Tatsächlich haben sie aber oft keinen Job, sondern fallen aus der Statistik heraus.
Ein Beispiel: Hartz-IV-Empfänger Richard K. hat seit 3 Jahren keinen Arbeitsplatz, er gilt also als langzeitarbeitslos. Dann erhält er 2 Monate einen 1-Euro-Job. Hinterher ist er zwar wieder arbeitslos – zählt aber dann nicht mehr als Langzeit-Arbeitsloser. Dies gilt auch für Trainings- und Qualifizierungs-
maßnahmen sowie für Krankheiten, die länger als sechs Wochen dauern.
So wird aus einem echten Langzeitarbeitslosen statistisch gesehen ein Kurzzeitarbeitsloser.
Drei Besonderheiten fallen dabei an der Statistik auf:
Erstens: Nicht alle Ex-Arbeitslose verschwinden in den Beruf, wie die monatliche Abgangsstatistik der Bundesagentur belegt.
Im Oktober fanden 272.117 Arbeitslose eine neue Stelle. Aber fast genauso viele haben die Arbeitslosenstatistik verlassen, ohne hinterher auch einen Job zu haben. Sie wurden in die „Nichterwerbstätigkeit“ entlassen. Darunter gelten 145.541 Menschen als arbeitsunfähig. Das ist ein Plus von 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zweitens: Manchmal wird aus der Arbeitsunfähigkeit auch ein permanenter Zustand. 2007 stieg die Zahl der Erwerbsunfähigen, die Grundsicherung bekommen, um etwa 31.000 Menschen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag bekannt gab. Sie fallen aus der Arbeitslosenstatistik heraus und werden in die Grundsicherung umgebucht.
Drittens: Es ist eine Frage der Interpretation, wer als arbeitslos gilt. Wer etwa einenAngehörigen pflegen muss, erhält zwar weiter Hartz IV, gilt aber nicht als arbeitslos.
Wie unterschiedlich dies interpretiert wird, zeigt ein Länder-
vergleich, den das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung angestellt hat:
Im Oktober waren in Hamburg nur noch 37,4 Prozent der Hartz-IV-Empfänger arbeitslos; in Nordrhein-Westfalen hingegen sind es 47,5 Prozent. Offenbar sind die Jobcenter in Hamburg großzügig, wenn es gilt, Hartz-IV-Empfänger aus der Arbeitslosenstatistik zu entfernen.
Beim Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) hält man es für „etwas kurzschlüssig“ zu glauben, dass weniger Langzeitarbeitslose bedeutet, dass die meisten von ihnen einen Job gefunden hätten.
So werden Arbeitlose mit einem Trick „unsichtbar“ gemacht.
Was sagen Sie zu diesem Schwindel? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit:
Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 16. Juni 2009 um 22:49 und abgelegt unter Diskussionsforum. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.