Anonyme Bewerbung – Keine Chance für Vorurteile? | Joboffensive

Anonyme Bewerbung – Keine Chance für Vorurteile?

Montag 16. August 2010 von loewetv

Welche Rolle spielt Ihr Name, Ihr Geschlecht, Ihr Alter, Ihre Hautfarbe oder auch Ihre Herkunft bei einer Bewerbung?

Studien zufolge eine viel zu große Rolle. Anfang August 2010 startete die Antidiskriminierungsstelle des Bundes deshalb einen Pilotversuch und will damit für mehr Gerechtigkeit sorgen:

Fünf namhafte Konzerne (darunter L’Oréal und Procter & Gamble) nehmen nur noch anonymisierte Bewerbungen an.
Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will ab Ende August die anonyme Bewerbung in ihrem Familien-
ministerium auf Probe einführen.

Die Bewerbungen enthalten somit keine Angaben über das Alter, den Namen oder den Geburtsort. Auch ein Foto des Bewerbers
liegt nicht bei. Es zählt einzig und allein die Qualifikation, die der Jobsuchende vorzuweisen hat.

Ziel soll sein, herausfinden, ob ältere Menschen, Frauen oder ausländische Bewerber mit dieser Variante der Bewerbung bessere Chancen haben, einen Arbeitsplatz zu bekommen, wenn sie in ihrer Bewerbung nicht gleich als solche zu erkennen sind. Während in den USA diese Art von Bewerbung schon seit langem üblich ist, ist es in Deutschland bisher nur schwer vorstellbar, irgendwann alle Bewerbungen generell anonym auszuwerten.

Der Personaler merkt zwar spätestens beim Vorstellungs-
gespräch, wen er vor sich hat, doch die erste Hürde, die Einladung zum persönlichen Gespräch, wäre mit einer anonymen Bewerbung vermutlich leichter zu nehmen.

Haben Bewerber mit der klassischen Art der Bewerbung (mit persönlichen Daten) auf dem deutschen Arbeitsmarkt wirklich alle die gleichen Chancen?

Laut dem Ergebnis einer Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) vom Februar ist das nicht der Fall.

Forscher hatten in einem Feldversuch mehr als 1.000 inhaltlich gleichwertige Bewerbungsunterlagen verschickt, den mutmaßlichen Jobanwärtern allerdings Namen eindeutig deutscher oder türkischer Abstammung verpasst.

Das Ergebnis:
Obwohl die Bewerbungsunterlagen allesamt von deutschen Staatsbürgern mit deutscher Muttersprache kamen, hatten Bewerber mit einem türkischen Namen insgesamt 14 Prozent geringere Chancen auf den Arbeitsplatz. In kleineren Unternehmen erhielten sie sogar 24 Prozent weniger positive Antworten.

Fazit: So gut diese, für Deutschland neue Art der Bewerbung für manchen bisher benachteiligten Bewerber auch auf den ersten Blick erscheinen mag, es bleibt abzuwarten, ob sie auch wirklich den erhofften Erfolg bringt.

Der Unterschied zum gewohnten Bewerbungsablauf ist doch haupt-
sächlich der, dass so mancher Arbeitssuchende zu einem Bewerbungsgespräch geht, zu dem er unter „normalen“ Umständen gar nicht erst eingeladen worden wäre.

Sagen Sie uns Ihre Meinung. Was halten Sie von einer anonymen Bewerbung?

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 16. August 2010 um 22:41 und abgelegt unter Diskussionsforum. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.